Geschrieben von: Lars Molzberger |
Um was geht es? War die ITF auf Russische Breitspur umgespurt? |
Was sagt das Beitragseinleitungsfoto aus? 1945 war die ITF von Friedrichsfelde Industriebahn bis Blankenburg auf russische Breitspurt umgepurt. |
In Foren-Diskussionen wird zuweilen die Frage gestellt, ob die ITF für Reparationsleistungen an die Sowjetunion auf 1520 mm Spurweite umgepurt war oder nicht.
Bernd Kuhlmann beschreibt in seinem Buch[1], dass je nach verwendeter Umspurtechnik eine Tagesleistung von 15 km umgepurter Strecke möglich war, nicht selten auch mehr. Die ITF hatte eine Länge von knapp 30 km. Damit wäre es möglich gewesen, die Strecke innerhalb einiger Tage komplett umzuspuren.
Laut dem o.a. Buch weist eine Betriebsstreckenkarte vom 7. Juli 1945[2] den breitspurigen Betrieb von Friedrichsfelde bis nach Blankenburg aus. Eine andere Betriebsstreckenkarte, die vom 10. August 1945 datiert ist, vermerkt die Umspurung von Blankenburg bis Tegel Hafen, aber ohne Betriebsdurchführung. Das ist naheliegend, weil der Streckenabschnitt ab dem 12. August 1945 zum französischen Sektor gehörte und es sehr wahrscheinlich ist, dass die Franzosen weitere Demontagen und die Abfuhr des Reparationsgutes über Tegel Hafen untersagten.
Ein Bericht über den Wiederaufbau der Industriebahn Tegel—Friedrichsfelde von 1945 belegt die Umspurung:
Vom Bahnhof Friedrichsfelde bis Überführungsgleis in den Reichsbahnhof Blankenburg war das Hauptgleis von Juni bis November 1945 auf russische Spur umgenagelt.[3]
Ferner berichten Zeitzeugen vom Breitspurbetrieb auf dem Güterbahnhof Weißensee.
Ein weiterer Hinweis auf den Breitspurbetrieb stammt von Herrn Kurt Groß. Kurt Groß war Eisenbahner der Niederbarnimer Eisenbahn und gab dem Tagespiegel[4] aus Anlass seines 100. Geburtstags ein Interview. Laut Herrn Groß war die die ITF auf Breitspur umgenagelt, damit die Sowjets die Reparationsgüter in die Sowjetunion verschaffen konnte.
Die ITF wurde im November 1945 wieder auf Regelspur zurückgespurt.
Woher stammt das Wissen? |
1. Kuhlmann, Bernd: Russische Züge auf deutschen Schienen 1945 bis 1994, Verlag GVE 2002, Seite 44 3. Kreisarchiv Bernau. 1999 erforschte eine Gruppe im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmassnahme die Geschichte der ITF. Leider vermerkten die Forscher nicht die Signatur ihrer Quelle. Das wird aber von mir zeitnah nachgeholt. 4. „Wenn du aus Berlin weg willst, fang rechtzeitig damit an", Tagesspiegel vom 22. April 2020 , Seite 10 Update 7. Februar 2021 von Lars Molzberger |
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